Format: Hörbuch
Jahr: 2005
Spieldauer: 279 Min
Genre: Fantasy
Klappentext: Jede Geschichte hat einen Anfang. Onkel Andrew, ein skrupelloser Sonderling, führt Böses im Schilde, als er Polly und Digory mit seinem Experiment zwischen die Welten befördert. Dort erleben sie, was kein Mensch vorher gesehen hat: das Sterben einer alten Welt und die Entstehung eines neuen Universums, das der geheimnisvolle Löwe Aslan durch seinen Gesang ins Leben ruft – Narnia ist geboren. Doch nicht nur die Kinder gelangen dorthin. In der Gestalt der furchtbaren Königin Jadis, die bereits ihre eigene Welt vernichtet hat, schleicht sich auch das Böse ein.
Mit einer schier unglaublichen Vielfalt an Stimmen gelingt es Philipp Schepmann die Personen lebendig werden zu lassen.
Meine Meinung: Wer hat nicht schon davon gehört. Eine Phantasiewelt namens Narnia, die man durch obskure magische Portale, wie etwa einen alten Wandschrank, betreten kann. Die eingeschworenen Fans kennen die Bücher um Narnia genau so gut, wie die Tolkien Anhänger ihre Herr der Ringe Saga. Und nicht von ungefähr waren die Herren Autoren Tolkien und C.S. Lewis miteinander befreundet. So entdeckt man auch im Lande Narnias Facetten aus Mittelerde, wenn auch wesentlich verspielter und weichgezeichneter. Berechtigterweise, möchte man meinen. Schließlich sind die Narnia Chroniken waschechte Kinderbücher.
Vorgetragen werden die Werke von Philipp Schepmann. Der Name ist im Hörbuchgenre bekannt und man verbindet mit ihm sofort angenehme Erinnerungen an vergangene Hörspielstunden. Eine treffsichere Wahl, denn Philipp Schepmann’s Stimme ist hell und klar und vermag einfühlsam zu verzaubern. Genau so wie Rufus Beck haucht auch er jeder Figur, durch einer eigenen Stimme, eine treffende und unverwechselbare Persönlichkeit ein. Das steigert natürlich den Hörgenuss enorm.
Die Hörbücher sind technisch in Szene gesetzt. Auf einer guten Anlage kommt dies am Besten zu Geltung. In Dialogen kommt es etwa vor, daß Person A von links spricht und Person B von rechts antwortet. Das schafft Orientierung und Intensität. Alle Stimmkreationen der verschiedenen Charaktere wurden dazu erst von Herrn Schepmann eingesprochen und danach mehrspurig übereinander gelegt, so daß bei dem Hörer der Eindruck erweckt wird, es sprächen viele verschiedene Personen zur gleichen Zeit. An manchen Stellen wurde das etwas ausgereizt, etwa in der Szene, in der die Tiere Narnias anfangen zu lachen. Hier wäre weniger mehr gewesen. An anderen Stellen, an denen man inszenierte Elemente erwartet hätte, fehlen diese. Es wird z.B. genau beschrieben wie die Stimme Aslans auf die Tiere wirkt. Kraftvoll wie ein Donnerschlag. Ehrfurchtsvoll wie ein König. Hier hätte man meiner Meinung nach gut mit etwas Hall arbeiten können, um dies zu unterstreichen. Insgesamt gesehen sind die technischen Inszenierungen aber absolut ausgeglichen und stimmig.
Ich weiß, daß viele Leute sich dadrüber beschweren, daß Aslan und Narnia erst gegen Ende erscheinen, aber ich finde das nicht schlecht. Viel lieber bin ich von der Welt Charn begeistert, die Welt, aus der Jadis herkommt. Als die beiden Kinder dorthin gelangten und in der großen Halle standen, habe ich die Bedrohung förmlich gespürt, weil eben – wie in der gesamten Narnia-Chronik – so gut beschrieben ist. Ich bin eh Jadis-Fan; eine übergroße Frau, wild, schön, böse, stolz, grausam, selbstsüchtig.
Überhaupt ist man sofort in der Geschichte drinnen…. Dem britischen Autor gelingt es, mit einfachen Worten und ohne deskriptive Ausschweifungen eine zauberhafte Welt vor dem Leser auszubreiten, in die sich auch Erwachsene gut hineinfühlen können: Liebevoll beschreibt er amüsante Details wie die Straßenlaterne, die aus dem Boden wächst, und stellt die Menschen sehr drollig aus der Sicht sprechender Tiere dar. Alles ist irgendwie stimmig und voller schöner Ideen. In einem starken Kontrast dazu steht die tote Welt Charn, in der Digory und Polly Jadis finden: postapokalyptisch, leb- und lieblos, eine Utopie, aus der man sicherlich auch einiges an Sozialkritik ziehen kann. Das „gramvolle Wort“, das jene Welt vernichtet hat, könnte 1950, als Lewis dieses Buch geschrieben hat, „Atombombe“ geheißen haben.
Was mir etwas Angst machte, war die Stelle, als Digory am Apfelbaum war, gehen wollte und sich dann umdrehte…. Was er sah, kam so unerwartet und… nun, ich hatte Herzklopfen vor Aufregung gehabt. : )
Lieblingssätze:
Onkel Andrew: „Geht essen, doch zuvor muß ich euch noch ein Geschenk machen, es passiert ja schließlich nicht alle Tage, daß mich ein kleines Mädchen hier in meinem schäbigen Arbeitszimmer besucht und erst recht keine so hübsche Dame wie Du.“
Erzähler: „Polly bekam langsam den Eindruck, Digorys Onkel sei doch nicht so übergeschnappt.“
Erzähler: „Es war ein üppiger Ort. So üppig, wie Pflaumenkuchen.“
Spruch:
„Schlag die Glocke, ruf die Gefahr,
oder – schlag sie nicht,
doch dann, fürwahr,
wirst du dich bis zum Wahnsinn fragen,
was geschehen wäre, hätt`st du sie geschlagen.“
Bewertung:
Faszit: Die Geschichte hat einen zeitlosen Stil, der jeden daran festhalten läßt, weiterzuhören.