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Format: Hörspiel
Jahr: 1984
Spieldauer: 44:46 Min
Genre: Fantasyserie
Anzahl der Folgen: 38 (+ 1 Sonderfolge)
Klappentext: Skeletor, der Schreckliche, hat den Sternenstaub gestohlen, den kostbarsten Schatz des Universums. He-Man, sein Kampftiger Battle Cat, der Waffenmeister Man-at-Arms und Orko, der ungeschickte Zauberer, brechen auf, um dem Herrscher der Unterwelt den Schatz wieder zu entreißen. Doch sie geraten in eine tödliche Falle! Es erscheint unmöglich, aus ihr zu entkommen…
Meine Meinung: Nach einem etwas abrupten Einstieg und einem fulminanten ersten Auftritt von Skeletor (durch Lautsprecher oder Funk verzehrt klang Peter Pasetti noch viel gefährlicher und wahnsinniger – warum hat man ihn eigentlich nicht in den Horrorhörspielen eingesetzt?) beginnt ein klassisches Fantasy-Abenteuer mit hohem Tempo und viel Abwechslung. H. G. Francis war klug genug, mit relativ wenig Personal zu arbeiten und jede Figur mehr oder minder beiläufig zu beschreiben, so daß sich auch Hörer ohne Vorkenntnisse gut zurechtfinden dürften (auch ohne Einführung in den Grundkonflikt). Sehr gut ist die Szene mit Zodac, dessen seltene Auftritte stets Höhepunkte darstellen. Die Interpretation Jürgen Thormanns (Standard-Stimme Michael Caine) ist sehr beeindruckend, zumal diese geheimnisvolle, über den Fronten stehende Figur die mystische Seite Eternias sehr verstärkt. Schade, daß Zodac nie zum Schwerpunkt einer Folge gemacht wurde (denn auch bei „Skeletors Sieg“ geht es ja nicht um Zodac als Person). Ich finde es ein wenig seltsam, daß Teela als Herrin von Eternia bezeichnet wird, obwohl schon vom König die Rede ist (später wird sie ja Chefin der königlichen Wache). Daran merkt man, daß Francis anfangs noch zwischen verschiedenen Konzepten hin und her pendelte. Das Problem sollte erst ab Folge 6 endgültig gelöst sein.
Schon in der ersten Folge stellt Man-at-Arms seine Intuition unter Beweis, im richtigen Moment die passende Waffe – und sei sie auch noch so abstrus – bereit zu haben. Daß er gerade in dem Moment, in dem Skeletor He-Mans Zauberschwert in einem „Zeit-Tresor“ verschwinden läßt, an einer „Zeit-Schleuder“ herumwerkelt, ist sicherlich ein glücklicher Zufall – nicht der letzte! Aber wen soll das stören? Professor Futuras Seren bei „Jan Tenner“ passen auch immer wie die Faust aufs Auge, ohne daß das die Serie kaputt macht.
Mit der Null-Nummer (in doppeltem Sinne) „Die Giganten des Universums“ hat Europa sein Licht unter den Scheffel gestellt; denn die Masters-Serie war eine erstaunlich eigenständige Serie, bei der sich H. G. Francis ordentlich ausgetobt und eine Menge eigener (?) Ideen gebracht hat. Etwa die Hälfte der Folgen verfügen über gute Plots (das kann man nicht von vielen Serien sagen), und die Serie entwickelte rasch ihre eigene Mystik. Darüber hinaus waren Produktion, Musik und Sprecher gut bis superb, und innerhalb der fast 40 Hörspiele hat so ziemlich alles, was bei Europa Rang und Namen hatte, zumindest ein Gastspiel gegeben. Auch die Standard-Rollen waren gut und mit seinerzeit im Europa-Karussell ziemlich unverbrauchten Stimmen besetzt: Eingangs seien hier nur drei erwähnt: Peter Pasetti (der beste Sprecher des ganzen Ensembles) ist ein perfekter Dauerverlierer Skeletor, und gerade in den ersten Folgen ist er sogar ziemlich unheimlich und wirklich bedrohlich. Karl Walter Diess als umsichtiger Waffenmeister Man-at-Arms mit dem Talent zur rechten Erfindung zur rechten Zeit glänzt durch souveräne, vornehme Zurückhaltung; denn er wußte, wem er den Vortritt zu lassen hatte: He-Man, dem Klischee-Siegfried schlechthin, dessen alter Ego, der weichliche Schöngeist Prinz Adam (in gewisser Weise der einzige Intellektuelle auf Eternia – und der, der seine Unterhose über der Leggins trägt) immer wieder für ironische Brechungen sorgt. Beide Seiten dieses Superman\Clark Kent-Schemas füllt Norbert Langer solide aus.
Trotz aller Eigenständigkeit orientierte sich die Serie natürlich an dem Spielzeug, und da mit dem Spielzeug auch das Personal der Hörspiele immer weiter wuchs, werden die späteren Folgen gerade für „Nicht-Eingeweihte“ zum Teil sehr unübersichtlich – etwa wenn Skeletor seine Leute zusammenruft und mal eben zwanzig Namen brüllt, oder He-Man unterwegs ist und ohne jede nähere Beschreibung Horst Naumann verkündet: „Da trat Dragstor aus dem Schatten.“ Ich bin mit He-Man großgeworden, für mich laufen die Hörspiele wie ein Film vor dem geistigen Auge ab, und ich kann mir vorstellen, daß einige so gar nicht mitkommen, wenn es sie nie interessiert hat oder verpasst haben und heute die Hörspiele hören.
Lieblingssatz:
Erzähler: „Dann aber tauchte Orko, das mysteriöse Fremdwesen, plötzlichen vor ihnen auf“
Bewertung:
Fazit: Alles in allem ein gelungener Einstand. Auch wenn teilweise Logikfehler auftreten, ist diese Folge vom Anfang bis zum Ende spannend und stellenweise sehr atmosphärisch. Peter Pasetti ist als Skeletor einfach phänomenal (genau der richtige Hauch von Wahnsinn) und Zodac’s Auftritt ist einer seiner besten überhaupt. Ein Tribut an die jüngeren Hörer ist Orko, dessen ständige Zaubermißgeschicke und Aufscheiderei ich schon als Kind nicht lustig fand. Zu nerven beginnt das aber erst richtig nach ca. 20 Folgen. Die Schlußpointe mit dem Geistervogelküken nervt -> sie ist wohl ein Zugeständnis an die jüngsten Hörer, die nach Skeletors Schlußlache („Ich leeebeee! Ich leeeeeeeebeeeeee!!!…“) eine Aufmunterung brauchten.