Format: Hörbuch
Jahr: 2006
Spieldauer: 22:54 Std
Genre: Fantasy
Klappentext: Neun Gefährten machen sich auf eine gefährliche Reise, um die Zukunft Mittelerdes zu retten. Allen voran der Hobbit Frodo, auserwählt, den einen Ring ins Land Mordor zu tragen und ihn zu vernichten. Doch die dunklen Mächte wollen die Herrschaft über Mittelerde erlangen, und ein erbitterter Kampf beginnt.
Das lange Warten der Fans wird belohnt: Achim Höppner, die deutsche Synchronstimme des Zauberers Gandalf, liest das unübertroffene Fantasy-Epos in der Übersetzung von Wolfgang Krege komplett und ungekürzt.
Meine Meinung: Beim Herrn der Ringe ist es so, daß die meisten Menschen die Geschichte lieben oder hassen. Das Hörbuch kommt natürlich dann nur für die erste Gruppe in Betracht, zu der ich auch gehöre. Ich gehe deshalb anhand der aus meiner Sicht überragenden Geschichte von 5 Punkten aus, die eine super Lesung erreichen könnte. Trotzdem lande ich im Ergebnis bei nur GROßZÜGIGEN 3 Kassetten. Als ich ca. 8 Jahre alt war, was bald auch schon fast 27 Jahre her sein wird, habe ich das Buch verschlungen. Ich hatte das große Glück, die Carroux-Übersetzung gelesen zu haben, eine Übersetzung, bei der Tolkien mit dem ersten Übersetzer der deutschen Ausgabe noch direkt zusammengearbeitet hatte, weil es ihm eben enorm wichtig gewesen ist. Wer die Filme kennt und das Buch schon vorher schmökerte, dem stellen sich automatisch die Nackenhaare auf (u.a. Gimli wird dort wie der Komiker der Truppe dargestellt, schlimmer als Pippin). Das es nun endlich mal eine ungekürtzte Lesung gab, sorgte auch bei mir für großen Anklang. ABER sie haben die total verhunzte moderne Krege-Übersetzung genommen. Beispiel: Carroux-Übersetzung: „Die meisten trugen die Herkunftsbezeichnung THAL“. Krege-Übersetzung: „Die meisten mit dem Herkunftstempel MADE IN THAL“. Szenen wie diese machen die Atmosphäre der Geschichte endgültig tot (oder der Umstand, daß Sam seinen Herrn Frodo immer zu mit „Chef“ anspricht). Wieso sowohl der Klett Verlag wie jetzt auch der Hörverlag trotz der überwältigenden Ablehnung der Fans an dieser furchtbaren Übersetzung festhalten, erschließt sich mir nicht. .
Als Leser handelt es sich hier um Achim Höppner, der in der Verfilmung dem Gandalf seine Stimme lieh. Höppner liest auch sehr ausdrucksvoll und stimmig. Bei Lesungen gibt es grundsätzlich 2 Arten: Der eine Leser versucht, jedem Charakter eine eigene Stimme zu verleihen, die sich von allen anderen unterscheiden soll. Diese Lesungen sind recht schräg und passen nicht zu jedem Buch. Andere Sprecher geben den einzelnen Charakteren in der Tonlage nur leichte Nuancen und versuchen nicht, den Eindruck von vielen verschiedenen Sprechern zu erzeugen. So macht es Höppner. Dabei fällt aber negativ auf, daß seine Stimme nunmal sehr mit Gandalf assoziiert wird und zu vielen anderen Charakteren nicht wirklich passt. Insbesondere wenn er Hobbits wie Bilbo Beutlin spricht, klingt das eher wie ein hysterischer Magier, der einem Roman von Terry Pratchett entsprungen ist. Hier wäre einfach eine neutralere Stimme sinnvoller gewesen wie z.B. die von Sascha Rotermund. So wird oft die Atmosphäre verdorben. Andererseits erzeugt natürlich Höppner gerade bei Gandalf eine einzigartige Atmosphäre.
Trotz allen hat es mich wieder erfreut (und gegruselt), als Frodo, Sam und Pippin gerade Hobbingen verließen und die Nazgûl hinter ihnen her sind. Das war immer eine meiner liebsten Stellen aus dem ersten Buch. Die Bedrohung, die unerwartet und immer wieder auftaucht, auch wenn man weiß, daß sie da sind. Wenn nur das Pferdegetrappel zu hören ist oder die schwarzen Reiter eben in der Ferne zu erkennen sind. Hach!
So bleibt leider die resignierte Feststellung, daß dieses Hörbuch kaum eine sinnvolle Ergänzung oder gar Alternative zur Lektüre des Buches ist.
Schade!
Lieblingssätze:
Tom Bombadil: „Steinkreise grinsten aus den Boden hervor, wie zersplitterte Zähne im Mondschein.“
Erzähler: „Auf der Südseite des Rasens stand der mächtigste aller Bäume; sein dicker, glatter Stamm schimmerte wie graue Seide.“
Frodo: „Es war Schatten und Flamme zugleich; stark und entsetzlich.“
Legolas: „Ein Balrog des Morgoth war es!“
Sam: „Was man nie anpackt, dauert am längsten.“
Bewertung:
Fazit: Wie heißt es so schön: „Garstiger Krege, verdirbt guten Text!“.