Format: Hörbuch
Jahr: 2015
Spieldauer: 02:45 Std
Genre: Horror
Klappentext: Um den unmenschlichen Forderungen ihres Lehnsherrn zu entgehen, schließen einige Bauern einen Pakt mit dem Teufel. In Gestalt eines Jägers verlangt dieser ein ungetauftes Kind als Lohn für seine Dienste und besiegelt den Vertrag mit einem Kuss auf die Wange der werdenden Mutter Christine. Doch kaum geht es den Dorfbewohnern besser, brechen sie ihr Versprechen und retten das Neugeborene durch die Taufe. Ein fataler Fehler: Christine verwandelt sich in eine riesige Spinne, die unfassbares Unheil über ihren Heimatort bringt. Ein schauriges Meisterwerk des deutschen Biedermeier – lebendig und fesselnd vorgetragen von Annette Wunsch und Martin Umbach.
Meine Meinung: Der Klappentext ist nicht ganz richtig: Christine erwartet kein Kind und sie verwandelt sich erst nachdem sie Weihwasser abbekommen hat in eine Spinne, bzw. ihr Abszess bleibt dann noch von ihr übrig.
Die Geschichte beginnt mit einer Kindstaufe und der entsprechenden Feier im Berner Oberland.
Dieser Dichter entwickelt bei der Beschreibung dieser Feier eine dermaßen sinnliche, gleichsam fette, Sprache, daß man ihm nicht nur alle Behäbigkeit und adjektivgesättigten Manierismen vergibt, sondern sich zu seinen behaglich blickenden Kühen und stattlichen Pferden hin wünscht, den stämmigen Mägden am Brunnen beim Gesicht waschen und den wohl genährten Hühnern beim Eierlegen zusehen möchte sowie hernach die Finger in den schönen blau geränderten Teller mit dem Weinwarm nach dem alten Berner Rezept tauchen, in der anderen Hand den Käse und im Mund ein Stück vom Zupfe, dem eigentümlichen Berner Backwerk. Und hinterher noch von den schönen weißen Brot kosten, das die Großmutter eingeschnitten und am „Voressen von Hirn, von Schaffleisch, saurer Leber“ teilnehmen, danach noch das „Rindfleisch, grünes und dürres“ verköstigen, „dünne Bohnen und Kannenbirenschnitze, breiten Speck dazu „und prächtige Rückenstücke von dreizentnerigen Schweinen“.
Nach der Völlerei zur Kindstaufe zu Beginn erzählt der Großvater, der an der Feier teilnimmt, eine rechte Horrorgeschichte. Diese Erzählung schildert in Form einer Sage eine angebliche historische Begebenheit, welche einen Brückenschlag in die Jetztzeit hat.
Einstmals, so die Sage, gingen die Bauern des Dorfes einen Pakt mit dem Teufel ein, um den Frondienst für einen gewalttätigen Schloßherrn rechtzeitig zu Ende zu bringen. Der Versuch der Bauern, den Teufel am Ende dabei zu betrügen, geht aber gewaltig schief, denn der Teufel schickt ihnen die schwarze Spinne auf den Hals, die Viehbestände und Dorfbevölkerung gewaltig dezimiert.
In der Erzählung dieser historischen Geschichte erweist sich Gotthelf als versiert in vielen Bereichen: Notleidende Bauern, die Versuche der Gemeinschaft, zusammenzuhalten in Solidarität ebenso wie in dem Versuch, einen Sündenbock zu finden und auf diesen alle Schuld abzuladen. Der Autor hat hier psychologisch und soziologisch vorzüglich gearbeitet.
Vom Aufbau, der Strukturierung und dem erzählerischen Vermögen her ist dies ohnehin eine der eindrucksvollsten Erzählungen deutscher Sprache überhaupt. Natürlich muß man das Buch im Kontext der Zeit sehen, Gotthelf war nunmal reformierter Pfarrer und gottesfürchtig.
Dabei ist die Geschichte so spannend und gruselig wie ein moderner Horrorthriller. Es werden wohl einige Filmregisseure hier abgekupfert haben.
Lieblingssätze:
Erzähler: „Das Essen schmeckte ihr wie Feuerbrand.“
Erzähler: „Vom geweihtem Wasser berührt, schrumpft, mit entsetzlichem Zischen, Christine zusammen, wie Wolle im Feuer.“
Bewertung:
Faszit: In Gotthelfs Novelle wird mit wundervollem Sprachgeschick, einer dennoch deutlich-drastischen Sprache, wie sie im 19. Jh. seinesgleichen vergeblich sucht und malerischen Bildern der klassische Kampf zwischen Gut und Böse gefochten. Wer die altertümliche Ausdrucksweise schätzt und durchaus ein derbes-schauriges Gruselmärchen aus jener Zeit sucht, dem ist Die Schwarze Spinne wärmstens zu empfehlen!