Format: Hörbuch
Jahr: 2007
Spieldauer: 02:17 Std
Genre: Drama
Klappentext: Die Tagebuchaufzeichnungen eines Verurteilten über die letzten Wochen seines Lebens bis zum Schafott, sind ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Todesstrafe. Mit seiner Erzählung, die schon vor mehr als 175 Jahren für Aufruhr sorgte, tritt Hugo „vor alle Richter, vor alle Geschworenen dieser Welt“ mit einem bewegenden Schrei nach Humanität, der „die Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens“ rigoros einfordert.
Meine Meinung: Ein Sträfling im Paris des 19. Jahrhunderts erzählt seine Geschichte über seine Verurteilung zum Tode und über seinen letzten Tag. Wir erfahren lediglich, daß er einen Mord begangen hat und trotzdem gerät man in den Bann des angstvollen Menschen, der mit seinem Leben dafür büßen muß und zwar durch das Fallbeil… Diese Geschichte ist zwar von Victor Hugo erdacht und doch wirkt sie, als sei sie von einem wahren Todeskandidaten geschrieben worden: so real und so angstvoll erscheinen dem Zuhörer die Gefühle des Erzählers. Die ganze Geschichte ist aus der Ich-Perspektibve des verurteilten erzählt und Christian Brückners Stimme hatte eh immer etwas melancholisches und schweres an sich, so daß er sehr gut geeignet scheint, diesen Todeskandidaten zu sprechen. Nur er allein begleitet diese Geschichte. Keine zweite Stimme ist zu hören, keine Geräusche, keine Musik und auch das macht das seelische Bild des zum Tode Verurteilten aus: jedem ängstlichen Atemzug möchte man zuhören, jedem verzweifelten leisen Hilferuf, jede Pause… Ich habe damals beim Lesen dieses Buches mit Aufregung das Ende des Protagonisten herbeigesehnt und das Gefühl kam beim Hören wieder hoch. Allerdings ziehe ich 2 Punkte ab, weil sie nicht das ganze Ende mitgenommen haben. Natürlich kann der Verurteilte auf dem Schafott keine Aufzeichnungen mehr machen, aber im Buch wurde die Vollstreckung dennoch niedergeschrieben. Schade.
Lieblingsgedanken:
Verurteilter: „Ich mag tun, was ich will – immer ist dieser höllische Gedanke da. Wie ein bleierndes Gespenst hängt er sich an meine Seite; er ist eifersüchtig auf alles andere, jagt jede Zerstreuung davon. Von Angesicht zu Angesicht steht er, ich muß ihn dulden. Er schüttelt mich mit seinen eisigen Fäusten, wenn ich den Kopf wegwenden oder die Augen schließen will; ich entfliehe ihm nicht. Er gleitet unter tausenden Formen um mich herum. Wie ein scheußlicher Kehrreim folgt er jedem Gespräch, das ich habe,… er klammert sich auch mit mir an das fürchterliche Gitter meines Kerkers. Wenn ich wache, hält er mich fest. Er stört meinen krampfhaften Schlummer und im Traum erscheint er mir in der Gestalt eines Beils.“
Verurteilter: „In diesem Protokoll eines Menschen im Todeskampf, in dem Fortschreiten meiner Qualen, in dieser Sezierung des Geistes eines Verurteilten wird mehr als eine Warnung sein für die, welche verurteilen. Vielleicht wird dieses Buch ihnen die Hand weniger leicht machen, wenn wieder einmal der Kopf eines denkenden Wesens, der Kopf eines Menschen auf die von ihnen so genannte Waage der Gerechtigkeit geworfen wird. (…) Haben sie sich irgendwie bei dem Gedanken aufgehalten, daß in dem Menschen, den sie schlachten lassen, ein Verstand wohnt, der auf das Leben gezählt hat, eine Seele, die nicht auf den Tod vorbereitet ist? Nein.“
Bewertung:
Fazit: Ein ständiges Schwanken zwischen Verzweiflung und Hoffnung begleitet ihn die letzten Wochen – eine unvorstellbare seelische Marter, die sich nahezu erschreckend auf den Leser überträgt. Beinahe körperlich leidet man mit dieser verzweifelten „Kreatur“.